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Design

Design wird geplant, nicht designed” von Walter Vannini (Vorwort zu “The design of future things (Das Design der Zukunft)” von Donald A. Norman):  “… Es geht nicht darum, zwischen Inspiration und Rationalität zu unterscheiden, sondern zwischen gutem und schlechtem Design, wie es schon immer war … Designwissenschaft und Designtechnik sind die einzigen Gegengifte gegen schlechtes Design.
Für uns Italiener bedeutet es, auf den Mythos des „Made in Italy“ als reine Inspiration des Designers, der sich als „Künstler“ betrachtet, zu verzichten. Das Design kann immer noch als Kunst gelten, aber nur in dem Sinn, in dem man sogar eine Brücke als Kunst bezeichnen kann. Sonst kann es nicht als Design definiert werden, sondern nur als reine Dekoration; wir haben es hier nicht mit etwas Schönem, sondern mit etwas Niedlichen zu tun und leider läuft dieses Land Gefahr, glücklich in der Pseudokultur des Niedlichen zu versinken. In unserer Welt denkt man in zunehmendem Maße multidisziplinär, während wir noch an einem Konzept der Kreativität festhalten, das der Wirkung eines Kinder- Überraschungseis gleicht. Die Plage trifft nicht nur Designer, sondern ganze Unternehmen, ganze Sektoren des Marktes, weil viele Unternehmer Gefangene der (fehlenden) Kultur, die sie nicht über den Tellerrand hinausschauen lässt und sie nur für Oberflächliches und Niedliches prädisponiert, sind. Und so versinken zahlreiche unserer viel gepriesenen Bereiche im Sumpf des “wunderbar Nutzlosen”: Küchenutensilien, die in keiner vernünftigen Hochzeitliste fehlen dürfen (sie sind zwar sehr dekorativ, aber wenig nützlich; man verspürt dann das Bedürfnis, nach etwas, dass auch wirklich funktioniert, und rennt zum nächsten Supermarkt, um einen Korkenzieher, eine Saftpresse oder einen Nussknacker zu kaufen; Dunstanzugshauben, die an Star Trek erinnern und in null Komma nix völlig schmutzig werden; monumentale Küchen, bei denen etwas vergossener Wein unbehindert über die drei Meter lange Arbeitsplatte fließen kann und am Ende noch auf dem Boden landet; drehende Eisvitrinen, bei denen man warten muss, bis die gewünschte Eissorte „herauskommt“, wie beim Glücksrad. All diese Gegenstände sind auf den ersten Blick sicher bezaubernd und alles scheint auf den ersten Blick perfekt zu sein;  dann benutzt man sie und möchte sie am liebsten mit einem Gegenstand austauschen, der auch funktioniert. Soweit ist es schon gekommen: die “Nachkommen” von Leonardo und Michelangelo entwerfen entzückende, schicke Gegenstände, mit denen Hochglanzzeitschriften und die Häuser der Neureichen gefüllt werden. In der Zwischenzeit entwirft man im Rest der Welt weniger auffälligere, funktionellere Gegenstände, achtet mehr auf Materialien und Kosten und erobert somit den Markt. An dieser Stelle, muss man sich entscheiden: entweder ist das Design das rifugium peccatorum derjenigen, die sich nicht als echte Künstler ausgeben können und nur kleine oder große geschmackslose Gegenstände, die nur als Staubfänger dienen und  für den Geschenkrecycling- Kreislauf bestimmt sind, entwerfen; oder das Design hat wieder etwas mit dieser Welt zu tun, der konkreten Welt, der Welt des echten Lebens, der komplexen Probleme, der nützlichen Gegenstände, die unbedingt funktionieren müssen.”

 
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